Das Requiem – Musik für die Totenmesse
Das Requiem nimmt unter den Trauerliedern einen besonderen Platz ein. Seit Jahrhunderten werden Requiems zur Totenmesse oder Beerdigung gespielt, um Verstorbenen einen würdigen Abschied zu bereiten und für ihr Leben nach dem Tod zu bitten. Wir zeigen Ihnen den Ursprung dieser Musikgattung, welchen Zweck sie erfüllt und welche Vielfalt an wunderschönen Requiems für die Gestaltung einer Trauerfeier zur Auswahl steht.
Was ist ein Requiem?
Wenn von einem Requiem die Rede ist, können damit zwei Dinge gemeint sein:
- Das Requiem als heilige Messe für Verstorbene in der katholischen Kirche (auch Sterbeamt, Seelenamt oder Totenmesse)
- Das Requiem als Musikstück, das zum Totengedenken komponiert und als Begleitung der Totenmesse oder für sich allein stehend gespielt wird
Die Bezeichnung „Requiem“ leitet sich vom lateinischen Psalm Requiem aeternam dona eis, Domine („Ewige Ruhe schenke ihnen, o Herr“) aus dem Einzugsgesang (Introitus) her.
Anlässe für ein Requiem
Ein Requiem wird aus Anlass eines Todesfalls geschrieben beziehungsweise abgehalten. Mit dem Requiem wird das Leben des Verstorbenen gewürdigt und im kirchlichen Zusammenhang (beim Seelenamt bzw. bei der Totenmesse) für sein ewiges Seelenheil gebetet.
Weitere Anlässe, ein Requiem zu komponieren oder aufzuführen:
- Zum Gedenken an bedeutende Persönlichkeiten, insbesondere an ihrem Geburtstag oder Todestag
- Als Anklage oder Mahnung im Angesicht von Krieg und Katastrophen
- Als ästhetischer Ausdruck einer apokalyptisch-bedrohlichen (Weltgerichts-)Stimmung
- Zur Verarbeitung der eigenen Sterblichkeit und Vorbereitung auf den Tod durch den Komponisten
Requiem als Totenmesse
Das Requiem ist eine Votivmesse für Werktage. Die Liturgie des Requiems entspricht daher einer heiligen Messe an Werktagen im Advent und zur Fastenzeit: Die Bestandteile Gloria, Halleluja und Credo werden ausgelassen, anstelle des Halleluja folgt in der Totenmesse der Tractus. Eingefügt werden Totengedenken und Fürbitten. Die liturgische Bezeichnung der Totenmesse lautet Missa pro defunctis („Messe für die Verstorbenen“).
- Die Totenmesse oder das Requiem wird am Tag der Beerdigung abgehalten. Die Gemeinde gedenkt dabei des Verstorbenen und betet für sein Seelenheil. Anschließend findet die Beisetzung statt.
- Darüber hinaus werden Requiems in der katholischen Kirche auch zu Allerseelen am 2. November gefeiert.
Requiem in der Musik
Requiems werden bis heute gerne zur musikalischen Untermalung bei Trauerfeiern gespielt. Sie liegen in einer großen Bandbreite vor, von leiseren, besinnlichen Renaissance-Stücken bis hin zu klassischen und romantischen Kompositionen in großer orchestraler Inszenierung. Daher eignen sich Requiems für Abschiednahmen im kleinen Kreis genauso wie für festliche Zeremonien. Sie können erhaben oder tröstlich wirken.
Inhalt eines Requiems
Das als Requiem bezeichnete Musikstück wurde ursprünglich zur Begleitung der Totenmesse komponiert und orientiert sich im Aufbau an der Liturgie dieser Messe. Entsprechend der wechselnden Bibel-Exegese und dem Zeitgeist der vergangenen Jahrhunderte haben sich die inhaltlichen Schwerpunkte für Requiems auch immer wieder verändert.
Mal düster, mal hoffnungsvoll, zeichnen Requiems aus verschiedenen Epochen ihre Bilder: von den Schrecken des jüngsten Gerichts und der ewigen Verdammnis, vom Schicksal der Seelen im Fegefeuer, von der Hoffnung auf die Gnade eines strafenden Gottes oder vom Ausblick auf die Auferstehung und das ewige Leben im Jenseits.
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Musik für TrauerfeiernTypische Satzfolge im Requiem
- Introitus „Requiem aeternam dona eis Domine“
- Kyrie „Kyrie eleison“
- Sequenz „Dies irae“
- Offertorium „Domine Jesu Christe”
- Sanctus und Benedictus
- Agnus Dei
- Communio „Lux aeterna“
Das Kernstück der Komposition bildet dabei üblicherweise das Dies irae, in dem es um den Zorn Gottes, das jüngste Gericht und das Zittern der Sünder geht. Diese besonders wichtige Sequenz des Requiems wird in der Regel sehr kraftvoll gespielt und/oder in weitere Sätze ausdifferenziert.
Von der Kirche zum Konzertsaal
Die ursprüngliche Bedeutung als musikalische Begleitung oder Vertonung der katholischen Totenmesse behält das Requiem bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, so noch bei Mozart, Salieri und Haydn. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts beginnen sich die Kompositionen vom streng liturgischen beziehungsweise kirchlichen Zusammenhang zu lösen. Das Requiem gewinnt an Bedeutung als festliches Konzert, das zu besonderen Anlässen mit großem Chor und Orchester inszeniert wird.
Neben den leiseren kirchlichen Werken von Bruckner, Liszt und Saint-Saëns entstehen in dieser Zeit monumentale Kompositionen wie Grande Messe des Morts von Hector Berlioz, die Messa da Requiem von Giuseppe Verdi oder das Requiem von Antonín Dvořák. Diese Totenmessen kommen am besten im Konzertsaal zur Wirkung und werden dort auch bis heute gespielt.
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Der Text zur Musik
Mit der Lösung des Requiems vom Gottesdienst folgt auch der Text nicht mehr zwingend der katholischen Liturgie. Johannes Brahms etwa verwendet für sein Deutsches Requiem (1861-1868) frei gewählte Bibeltexte aus der Luther-Übersetzung. Ähnlich tun es viele Komponisten ab dem 19. Jahrhundert, die ihr Werk mit persönlich ausgewählten Texten aus Dichtung und Literatur unterlegen. Manche mischen auch traditionelle Kompositionen mit neuen Texten oder verzichten ganz auf Text – so zum Beispiel Hans Werner Henze in seinem Requiem (1990-1992).
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird die Zahl der neuen Kompositionen weniger. Trotzdem hat das Requiem nichts von seiner Faszination für Komponisten und ihre Zuhörer eingebüßt: Bis heute schaffen bedeutende Künstler neue Requiems, setzen dabei jeweils eigene Akzente und sorgen so dafür, dass die schöne und interessante musikalische Gattung der Totenmesse weiterhin relevant bleibt.
Requiems heute
Viele Requiems, jüngere wie ältere, beeindrucken bis heute durch ihre Schönheit und Wirkungsgewalt und sind, bei aller Komplexität, auch für Laien leicht zugänglich. Sie erinnern an die Kostbarkeit und Vergänglichkeit des Lebens und spenden Trauernden Trost, wenn sie von einem geliebten Menschen Abschied nehmen müssen.
Bekannte Vertonungen aller Epochen
Als kirchliche Kompositionen sind uns viele Requiems überliefert, auch aus früheren Epochen. Der früheste vollständig erhaltene Requiem-Zyklus stammt aus der Feder des franko-flämischen Komponisten Johannes Ockeghem aus der Renaissance.
Jüngeren Datums und bis heute oft gespielt sind die Totenmessen von Verdi, Bruckner, Brahms und Haydn. Das wahrscheinlich meistgespielte Requiem stammt von Wolfgang Amadeus Mozart. Sein Requiem in d-Moll zählt zu den bekanntesten Vertonungen und, nach Ansicht von Experten und Liebhabern, zu den besten Werken Mozarts.
Requiems der Renaissance
Johannes Ockeghem: Missa pro defunctis (Requiem)
Giovanni da Palestrina: Missa pro defunctis
Jean Richafort: Missa pro defunctis
Pierre de la Rue: Missa pro fidelibus defunctis
Tomas Luis de Victoria: Requiem Officium Defunctorum
Orazio Vecchi: Missa pro defunctis
Requiems des Barock
Heinrich Ignaz Franz Biber: Requiem in f-Moll
Requiems der Klassik
Luigi Cherubini: Requiem in d-Moll
Michael Haydn: Requiem in c-Moll
Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem in d-Moll
Antonio Salieri: Requiem in c-Moll
Requiems der Romantik
Hector Berlioz: Grande Messe des Morts
Johannes Brahms: Ein deutsches Requiem
Anton Bruckner: Requiem in d-Moll
Charles Gounod: Requiem in c-Dur
Giuseppe Verdi: Messa da Requiem
Vertonungen aus dem 20. Jahrhundert/Neue Musik
Rudolf Mauersberger: Dresdner Requiem
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