Reerdigung – so funktioniert die neuartige Bestattungsform

Über die Reerdigung wird in Deutschland zurzeit sehr viel gesprochen. Manche begrüßen sie als nachhaltige Bestattungsart, andere lehnen sie ab. Wir erklären Ihnen, wie eine Reerdigung abläuft, wo sie möglich ist und warum sie bei uns kontrovers diskutiert wird.

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Was ist eine Reerdigung?

Als Reerdigung wird eine neuartige Form der Bestattung bezeichnet, die den Körper eines verstorbenen Menschen im Schnellverfahren zersetzt. Als Endprodukt entsteht in diesem Prozess Humus (fruchtbare Erde). Die Bezeichnung „Kompost-Beerdigung“ wird für diese Bestattungsform ebenfalls verwendet.

Die Idee zur Reerdigung wurde erstmals 2019 in den USA im Bundesstaat Washington umgesetzt. Zahlreiche weitere Bundesstaaten haben das Verfahren zur „natürlichen organischen Reduktion“ Verstorbener seitdem gesetzlich zugelassen. In Deutschland wird die Reerdigung seit 2022 vom einem Berliner Unternehmen angeboten.

Eine Hand voll Humus

Wie funktioniert eine Reerdigung?

Die Transformation des Körpers in fruchtbare Erde erfolgt in einem sargähnlichen Behältnis und erfordert nichts als Sauerstoff, Mikroorganismen und das richtige Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis. Die Verstorbenen werden bei einer Reerdigung also auf natürliche Weise zersetzt – daher wird in diesem Zusammenhang auch von „Kompostierung“ gesprochen.

Ablauf einer Reerdigung

  • Der Körper wird in den Behälter („Kokon“) gebettet. Er liegt auf einem Substrat aus Stroh, Heu und Pflanzenkohle und wird damit auch zugedeckt.
  • Der Behälter wird verschlossen und muss 40 Tage ruhen. Er wird mehrfach am Tag ganz langsam von Seite zu Seite gewiegt, damit sich die Feuchtigkeit nicht unten im Kokon absetzt. In dieser Zeit wird der Körper – bei einer Temperatur von bis zu 70 Grad Celsius – komplett durch Mikroorganismen zersetzt.
  • Zurück bleiben Humus und Knochen. Beides wird zusammen gemahlen und in ein Naturfasertuch eingeschlagen. Anschließend kann die Bestattung auf einem Friedhof erfolgen.

Was geschieht mit dem Humus?

Genau wie die Totenasche bei einer Kremierung ist auch der entstandene Humus bei einer Reerdigung bestattungspflichtig. Es ist also nicht möglich, die fruchtbare Erde mit nach Hause zu nehmen und zum Beispiel im eigenen Garten zu vergraben.

Die Erde muss wie üblich auf dem Friedhof beigesetzt werden. Es gibt verschiedene Arten von Reerdigungs-Grabstellen, darunter zum Beispiel auch pflegefreie Grabstätten.

Ein Grab wird bepflanzt

Unterschied zur Kremierung

Anders als bei der Kremierung oder Einäscherung werden die Verstorbenen bei der Reerdigung nicht verbrannt. Es wird ein Transformationsprozess eingeleitet, der den Zersetzungsprozessen im Erdgrab entspricht – nur, dass diese Prozesse im „Kokon“ durch die optimalen Bedingungen viel schneller ablaufen als auf dem Friedhof. Befürworter der Reerdigung beschreiben diese Transformation als „sanft“ und „natürlich“.


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Ist eine Reerdigung in Deutschland erlaubt?

Bestattungsgesetze sind in Deutschland Ländersache – das heißt, in jedem Bundesland gelten andere Regeln und Vorschriften. Als einziges Bundesland hat bis jetzt nur Schleswig-Holstein die Reerdigung in einem Pilotprojekt zugelassen (Stand: November 2024). Das heißt, dass in allen anderen Bundesländern zurzeit keine Reerdigung möglich ist.

Auch Humus, der bei einer Reerdigung entsteht, darf neben Schleswig-Holstein nur in Hamburg und in Mecklenburg-Vorpommern beigesetzt werden.

Kontroverse

Viele Menschen wünschen sich mehr Freiheiten bei der Gestaltung ihrer Bestattung. Sie begrüßen die Reerdigung als spannende und zeitgemäße Alternative zur herkömmlichen Beerdigung. In Deutschland stößt diese Idee jedoch zum Teil auf Kritik.

Ethische Bedenken

Manche finden die Vorstellung, verstorbene Menschen zu „kompostieren“, würdelos. So werden in den USA seit Jahren tote Tiere kompostiert; die Bezeichnungen „Humus“ oder „fruchtbare Erde“ lässt überdies an eine Verwendung in Landwirtschaft oder Gartenbau denken.

Befürworter halten dagegen, dass Verstorbene bei einer Reerdigung mit Rücksicht und Sorgfalt zur Ruhe gelegt werden. Sie betrachten die Transformation als einen sanften und natürlichen Vorgang, der keinesfalls entwürdigend ist. Der Verzicht auf Sarg, Urne und Verbrennung reduziert zudem die CO2-Belastung.

Auch viele Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche haben sich positiv zur Reerdigung geäußert. Aus christlicher Sicht sei sie einer Feuerbestattung vorzuziehen.

Vorteile der Reerdigung

  • Sehr individuelle Bestattungsform
  • Reduzierte CO2-Belastung durch Verzicht auf Kremierung
  • Schnelle, natürliche Zersetzung („sanfte Transformation“)

Nachteile der Reerdigung

  • Bis jetzt nur in Schleswig-Holstein möglich
  • Bundesweit bis jetzt nur 1 Anbieter

Reerdigungen bei November?

Bis jetzt werden Reerdigungen nur in Schleswig-Holstein angeboten. Das bedeutet, in 15 von 16 Bundesländern ist eine Reerdigung derzeit nicht möglich. Aus diesem Grund kann November diese neue Bestattungsform noch nicht anbieten. Wir hoffen, dass sich das bald ändert.

Wir bieten jedoch andere Alternativen zur klassischen Beerdigung an, die naturnah und individuell sind. Folgende Bestattungsarten könnten für Sie interessant sein:

Erinnerungsbaum

Blühender Baum an einem Feld

Ihre Asche wird über die Wurzeln eines jungen Wunschbaums aufgenommen. Liebe und Erinnerungen leben darin weiter. Ihre Angehörigen können den Baum an einem Ort ihrer Wahl einpflanzen – zum Beispiel im eigenen Garten. So bleiben Sie Ihren Liebsten immer ganz nah.

Details zur Baumbestattung

Almwiesenbestattung

Blühende Bergalm

Sie werden auf einer blühenden Almwiese mit Blick auf die Schweizer Berge bestattet! Ohne Urne, direkt unter Gras und Blumen. Dies ist eine wunderschöne Alternative zum bedrückenden Friedhof. Auf Wunsch ist hier sogar eine Ascheverstreuung möglich.

Details zur Almwiesenbestattung

Waldbestattung

Die Baumbestattung in der tröstlichen Umgebung eines Waldes. Dies ist auch für Ihre Angehörigen ein schöner Erinnerungsort! Es gibt über 200 Bestattungswälder in Deutschland und November kann überall Ihre Wunschbestattung für Sie organisieren.

Details zur Waldbestattung

Seebestattung

Möwe über der Nordsee bei Helgoland

Ein Grab im Meer ist pflegefrei und ewig! November organisiert Seebestattungen auf der Nordsee, Ostsee und im Mittelmeer. Eine Abschiednahme auf dem Schiff, mit seemännischen Zeremonien und Glockenschlag, ist für viele Hinterbliebene sehr tröstlich.

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