Digitaler Nachlass

Jeden Tag sterben etwa 2.500 Menschen in Deutschland. Ihre Facebook-Profile und eBay-Accounts existieren weiter. Für Angehörige ist das oft ein Problem, besonders wenn Verträge unentdeckt weiterbestehen. Dabei gibt es Möglichkeiten, den Umgang mit den eigenen Passwörtern zu vereinfachen und diese im Zweifel anderen zugänglich machen zu können.

Im Sterbefall

Nehmen Sie das Erbe an, gehen auch laufende Verträge auf Sie über. Dem Mobilfunk- oder Internetanbieter können Sie aufgrund des Todesfalls relativ unkompliziert kündigen. Auf Wunsch bieten einige Anbieter aber auch das Übertragen eines Vertrages an.

Problematisch wird es, wenn es um den E-Mail-Anbieter oder das soziale Netzwerk geht, also persönliche Daten betroffen sind. Hier weigern sich die meisten Anbieter, Nutzernamen und/oder Passwörter herauszugeben, da dies gegen die eigenen Datenschutzregelungen verstoßen würde.

Mit Passwort-Manager

Abhilfe schaffen Passwort-Manager. Darunter versteht man ein Programm bzw. eine App, in der Sie alle Ihre Passwörter, Vertragsdaten, Logins und weitere vertrauliche Daten speichern können. Der Zugriff auf diese Daten wird mit einem sogenannten Masterpasswort vor dem Zugriff durch Dritte geschützt.

Das hat für Sie den Vorteil, dass Sie sich nur noch ein Passwort merken müssen. Auch wenn Sie ein neues Passwort benötigen, können viele der bekannten Programme ein zufallsgeneriertes, sicheres Passwort erzeugen. Über Integrationen im Webbrowser können die Daten auch mit einem Klick eingefügt werden.

Alle Passwörter und Logins an einem Ort zu verwalten, bringt einen entscheidenden Vorteil beim digitalen Nachlass. Wenn Sie das Masterpasswort Ihren Erben direkt oder über einen Notar mit anderen Erbunterlagen zukommen lassen, können sich diese ganz einfach um Ihre Spuren im Netz kümmern. Ohne den Betreiber einer Seite kontaktieren zu müssen, können Konten gelöscht oder übertragen und Verträge gekündigt werden.

Wir können Ihnen folgende Passwort-Manager aufgrund guter persönlicher Erfahrung empfehlen:

https://1password.com

https://www.lastpass.com

http://keepass.info

Ohne Passwort-Manager

Wenn Sie keinen Zugang zu Passwörtern haben, sollten Sie zwischen kostenpflichtigen und kostenfreien Accounts unterscheiden und besonders das E-Mail-Konto beachten.

Kostenpflichtige Accounts

Bei kostenpflichtigen Accounts ist es wichtig, sich beim Betreiber der Seite zu melden. Mithilfe einer Sterbeurkunde und einem Nachweis darüber, dass Sie berechtigt sind, sich um den Nachlass zu kümmern, können Sie die meisten Änderungen vornehmen. Abbuchungen können dann gestoppt, Mahnungen und mehr Stress vermieden werden.

Kostenfreie Accounts

Gerade kostenfreie Accounts, die kaum oder keine persönlichen Daten nutzen, können schwer auffindbar sein. Dabei ist es bei diesen Konten aber nicht schlimm, wenn diese nicht gelöscht werden. Wenn es nicht um Geld geht oder viele Kontakte verknüpft sind, wird der Betreiber selbst eines Tages aktiv und löscht Accounts.

E-Mail-Konto

Das E-Mail-Konto ist der wichtigste Zugang, um den digitalen Nachlass zu verwalten. Hier laufen die meisten anderen Zugänge zusammen. So können Sie eine Übersicht darüber gewinnen, wo sich überall Nutzerkonten und Profile befinden. Nicht bekannte Passwörter können teilweise auch über eine E-Mail-Bestätigung zurückgesetzt werden.

Abmelden von Online-Diensten

Wir haben uns bei den beliebtesten Anbietern erkundigt, wie dort ein Todesfall gemeldet werden kann. Teilweise können Sie auch vorsorglich Regelungen treffen.

Es ist immer notwendig, dass die bei der Anmeldung angegebenen Informationen, wie Vorname, Nachname und Geburtsdatum mit den Daten auf der Sterbeurkunde übereinstimmen. War die verstorbene Person mit falschen Angaben oder mit Pseudonym angemeldet, ist eine eindeutige Identifizierung eventuell nicht möglich.

GMX

GMX setzt das Konto auf inaktiv, wenn 6 Monate lang kein Zugriff erfolgt ist bzw. keine E-Mail geöffnet oder versandt wurde.

Aufgrund eines Sterbefalls kündigen

Um das Konto aktiv zu löschen, müssen Sie folgende Unterlagen an gmx@gmxnet.de senden:

  • Angabe der betroffenen E-Mail-Adresse
  • Aufforderung, das Postfach löschen zu lassen
  • Kopie der Sterbeurkunde des ursprünglichen Postfachinhabers

Um Zugang zum Konto zu erhalten, müssen Sie folgende Unterlagen an gmx@gmxnet.de senden:

  • Angabe der betroffenen E-Mail-Adresse
  • Kopie der Sterbeurkunde des ursprünglichen Postfachinhabers
  • Kopie des Erbscheins
  • Kopie Ihres Personalausweises (Vorder- und Rückseite)
  • Eine Kontaktmöglichkeit, um mit Ihnen in Verbindung zu treten

Sind mehrere Erben vorhanden, muss die Mehrheit der Erben in einem Satz bestätigen, dass Sie den E-Mail-Zugang anfordern dürfen und mit einer Unterschrift bestätigen.

Web.de

Web.de setzt das Konto auf inaktiv, wenn 6 Monate lang kein Zugriff erfolgt ist bzw. keine E-Mail geöffnet oder versandt wurde.

Aufgrund eines Sterbefalls kündigen

Um das Konto aktiv zu löschen, müssen Sie folgende Unterlagen an info@web.de senden:

  • Angabe der betroffenen E-Mail-Adresse
  • Aufforderung, das Postfach löschen zu lassen
  • Kopie der Sterbeurkunde des ursprünglichen Postfachinhabers

Um Zugang zum Konto zu erhalten, müssen Sie folgende Unterlagen an info@web.de senden:

  • Angabe der betroffenen E-Mail-Adresse
  • Kopie der Sterbeurkunde des ursprünglichen Postfachinhabers
  • Kopie des Erbscheins
  • Kopie Ihres Personalausweises (Vorder- und Rückseite)
  • Eine Kontaktmöglichkeit, um mit Ihnen in Verbindung zu treten

Sind mehrere Erben vorhanden, muss die Mehrheit der Erben in einem Satz bestätigen, dass Sie den E-Mail-Zugang anfordern dürfen und mit einer Unterschrift bestätigen.

Yahoo

Yahoo stellt das Konto nach einem Jahr auf inaktiv und löscht es anschließend. Laut Yahoos AGB ist eine Übertragung oder Sicherung von Inhalten nicht möglich und sämtliche Daten im Zusammenhang mit dem Konto werden gelöscht.

Aufgrund eines Sterbefalls kündigen

Um das Konto aktiv zu löschen, müssen Sie folgende Dokumente vorlegen:

  • Einen Brief, in dem Sie die Anfrage zur Löschung stellen und erklären, welcher Yahoo-Nutzer, inklusive der Yahoo-ID, verstorben ist
  • Die Kopie eines Dokuments, das den Antragsteller als Vertreter oder Nachlassverwalter der verstorbenen Person ausweist, beispielsweise den Erbschein
  • Die Kopie einer Sterbeurkunde des Yahoo-Account-Inhabers

Senden Sie alles an folgende Adresse:

Yahoo! EMEA Limited
Legal Department
5-7 Point Village
North Wall Quay
Dublin 1
Ireland

Facebook

Bisher ist nicht bekannt, dass Facebook inaktive Profile selbstständig löscht. Deshalb müssen Sie selbst aktiv werden.

Aufgrund eines Sterbefalls kündigen

Facebook bietet zwei Möglichkeiten an, mit dem Tod eines Mitglieds umzugehen.

  • Möglichkeit 1:

Hat der Profileigentümer nichts festgelegt, kann ein Familienmitglied oder ein Freund das Profil in den Gedenkzustand versetzen. Eine eingescannte Sterbeurkunde ist hier nötig. Dafür sollten Sie den Weg über folgenden Link gehen:

https://www.facebook.com/help/contact/651319028315841

  • Möglichkeit 2:

Wenn Sie das Facebook-Profil komplett löschen lassen möchten, müssen Sie nachweislich ein Familienmitglied oder ein Nachlassverwalter sein. Das können Sie mit einem der folgenden Dokumente nachweisen:

  • Eigene Geburtsurkunde
  • Testament
  • Nachlassbrief

Sollte keine Sterbeurkunde vorliegen, kann auch mit einer Todesanzeige oder mit einer Trauerkarte der Tod nachgewiesen werden. Nutzen Sie folgenden Link, um das Facebook-Profil zu löschen:

https://www.facebook.com/help

  • Vorsorgliche Regelung treffen

Sie können Facebook auch vorsorglich mitteilen, was mit Ihrem Konto passieren soll, wenn jemand Ihren Tod meldet.

  • Gehen Sie auf der Desktop-Seite von Facebook auf den kleinen Pfeil oben rechts und wählen Sie „Einstellungen“.
  • Klicken Sie anschließend in der Seitenleiste auf „Sicherheit“.
  • Hier können Sie im Bereich „Nachlasskontakt“ nach einem Klick auf „bearbeiten“ entsprechende Einstellungen vornehmen.
  • Entweder können Sie selbst einen Nachlasskontakt bestimmen, der bei einer Todesmeldung aktiv werden kann oder
  • Sie veranlassen, dass Ihr Profil gelöscht wird, wenn eine Sterbeurkunde eingereicht wird.

X (vormals Twitter)

Bisher ist nicht bekannt, dass X/Twitter inaktive Profile selbstständig löscht. Deshalb müssen Sie selbst aktiv werden.

Aufgrund eines Sterbefalls kündigen

Twitter bietet Ihnen ein Support Formular, um verstorbene oder handlungsunfähige Menschen zu melden. Twitter wird dann in einer E-Mail an Sie weitere Schritte klären. Hierzu benötigen Sie den Nutzernamen und den vollständigen Namen der Person, die Sie abmelden möchten. Sie sollten zudem nachweislich ein unmittelbares Familienmitglied sein. Dies ist möglich mit dem Erbschein oder bei einer Eltern-Kind-Beziehung mit der Geburtsurkunde.

https://help.x.com/de/forms/privacy

Google / Gmail / Youtube / Blogger

Google setzt einen Account nach einer nicht genauer bestimmten Zeit selbstständig auf inaktiv und informiert den Nutzer. Reagiert dieser nicht, wird nach kurzer Zeit das Konto gelöscht.

Aufgrund eines Sterbefalls kündigen

Google hat für den Todesfall eines Nutzers eine eigene Support-Seite eingerichtet. Sie benötigen neben dem Namen und der E-Mail-Adresse der verstorbenen Person auch eine notariell beglaubigte englische Übersetzung der Sterbeurkunde sowie Ihres Personalausweises oder Reisepasses.

https://support.google.com/accounts/troubleshooter/6357590?hl=de#ts=6357652

Vorsorgliche Regelung treffen

Sie können schon jetzt bestimmen, was mit Ihren Daten passieren soll, wenn Sie eine bestimmte Zeit lang nicht aktiv waren. Nachdem diese von Ihnen bestimmte Zeit verstrichen ist, werden vorher eingetragene Kontakte benachrichtigt und diesen auf Wunsch Zugriff auf verschiedenen Daten gewährt. Innerhalb von drei Monaten können diese Daten dann heruntergeladen werden.

https://myaccount.google.com/inactive

Apple ID / Apple Music / iCloud

Apple bietet keine Möglichkeit an, eine Apple ID zu übernehmen oder Inhalte, die mit einer Apple ID gekauft wurden, zu übertragen.

Aufgrund eines Sterbefalls kündigen

Rufen Sie Apple an oder vereinbaren Sie einen Rückruf, um ein Gerät, das mit einer gekoppelten Apple ID verwendet wurde, freizugeben oder die Apple ID zu löschen.

Telefonnummer des Apple Kundenservices: 0800 6645 451

Oder gehen Sie auf folgende Seite: https://getsupport.apple.com .In den weiteren Schritten auf „Apple ID“ und „Apple ID vergessen“ können Sie auch einen Rückruf vereinbaren oder sich direkt zurückrufen lassen.

Amazon / Prime Video / Prime Music

Aufgrund eines Sterbefalls kündigen

Rufen Sie bei der kostenfreien Amazon-Hotline an und besprechen Sie das weitere Vorgehen. Sie benötigen eine Sterbeurkunde und müssen sich als naher Angehöriger identifizieren.  Dies ist möglich mit dem Erbschein oder bei einer Eltern-Kind-Beziehung mit der Geburtsurkunde.

Telefonnummer des Amazon-Kundenservices: 0800 363 84 69

eBay

Aufgrund eines Sterbefalls kündigen

Um im Todesfall ein eBay-Konto zu kündigen, setzen Sie sich mit dem Kundenservice in Verbindung. Sie müssen sich als Erbe ausweisen können und eine Sterbeurkunde bereithalten. Das weitere Vorgehen wird am Telefon besprochen.

Telefonnummer des eBay Kundenservices: 033203 851052
(Die Vorwahl gehört zu Kleinmachnow in Brandenburg, Sitz von Ebay-Deutschland.)

PayPal

Aufgrund eines Sterbefalls kündigen

Um im Todesfall ein PayPal-Konto zu kündigen, setzen Sie sich mit dem Kundenservice in Verbindung. Sie müssen sich als Erbe ausweisen können und eine Sterbeurkunde bereithalten. Das weitere Vorgehen wird am Telefon besprochen.

Telefonnummer des PayPal Kundenservices: 0800 723 4500

Kündigen von Verträgen

Natürlich sind neben Online-Diensten auch Verträge zu kündigen, wie z. B der Mobilfunk- oder Stromanbieter. Nutzen Sie dafür den einfachen Service unseres Partners aboalarm. Dort können Sie den gewünschten Anbieter angeben und erhalten aktuelle Postadressen und Faxnummern, um schnell und unkompliziert zu kündigen.

Vergessen Sie nicht, in der Kündigung den Todesfall zu erwähnen und eine Kopie der Sterbeurkunde mitzusenden. Erklären Sie auch Ihr Verhältnis zum Verstorbenen und geben Sie eine Kontaktmöglichkeit an, die bei Rückfragen verwendet werden kann.

www.aboalarm.de