„Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren.“
- Johann Wolfgang von Goethe
In unendlicher Trauer geben wir bekannt, dass
mein lieber Mann
im Alter von 73 Jahren gestorben ist.
Ursula Pietsch
mit Familie
Wir laden herzlich zur Trauerfeier und Beisetzung ein:
Datum: 2. Juli 2025 um 10:30 Uhr
Ort: Trauerwald Frankfurt Oberrad
Anstelle von Blumen oder Kränzen bitten wir um Spenden an die Parkinson-Stiftung. Spenden können hier getätigt werden:
https://www.parkinsonstiftung.de/spenden/
Regine Scholz
Seit 2006 war Rolf aktives Mitglied der DGSv. In unserem Verband hat er die inhaltliche Weiterentwicklung durch die Verbindung von Soziologie und psychoanalytisch-sozialpsychologischer Forschung maßgeblich beeinflusst. Seine Werke zur Geschichte der Supervision, seine Konzeptualisierung des psychodynamischen Leitungscoachings, vor allem seine unterschiedlichen Arbeiten zu Emotionen bei der Arbeit waren identitätsprägend.
Gemeinsam mit Jörg Fellermann (Verstorbenzeichen) initiierten wir die Positionen als regelmäßige Beilage des Journals für Supervision. Mit seiner Weitsicht in der Themenfindung und seinem belastbarem interdisziplinären Netzwerk hat er wichtige Impulse zu dem so wichtigen Transfer der Forschung in die beraterische Praxis gesetzt. Ihm war wichtig, auch neue Formen der Wissenschaftskommunikation zu erfinden, jenseits der üblichen Publikationspraxis. Autor:innen sollten sich zeigen, Flagge zeigen und für Positionen einstehen – so wie er es tat.
Auch den Kongress für psychodynamisches Coaching, der im März 2026 zum 14. Mal stattfindet, hat er mit aus der Taufe gehoben. Als Lehrsupervisor, Lehranalytiker und praktisch als Supervisor und Organisationsberater hat er Weiterbildungskandidat:innen und Kund:innen gefördert, inspiriert und begeistert.
Zahlreiche Bücher und Publikationen (u.a. gab er die Zeitschriften »psychosozial«, »Freie Assoziation« und »Zeitschrift für Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik« mit heraus) dienen auch heute als wissenschaftliche Grundlagen unseres beraterischen Handelns. Zusammen mit Brigitte Hausinger (Verstorbenenzeichen), Stefan Busse und mir gründeten wir die blaue Reihe, Beraten in der Arbeitswelt, beim V&R Verlag. Hier werden die wichtigen theoretischen und empirischen Grundlagen des Beratungshandelns auf lesbaren Umfang präsentiert werden.
Aus dem Arbeitermilieu stammend, der erste Abiturient seiner Familie, wurde Rolf Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Seine Studien in Gießen schloss er mir zwei Promotionen ab. Sein Weg der Lehre und Forschung an der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg, an der er 1991 habilitierte, führt ihn schließlich in seine Heimatstadt Frankfurt zurück.
Seit 2002 lebte Rolf Haubl das Prinzip des Shared leadership, viel gerühmt und dennoch auch heute oft nur zögerlich in vielen Organisationen umgesetzt. Marianne Leutzinger Bohleber und Rolf Haubl leiteten lange Jahre das Sigmund Freud Institut (SFI) Frankfurt gemeinsam. Arbeitsteilig mit unterschiedlicher inhaltlicher Schwerpunktsetzung: die wissenschaftliche Fundierung und konzeptuelle Weiterentwicklung psychoanalytischer Behandlung durch sie und die Leitung des sozialpsychologischen Forschungsbereichs durch ihn. Nicht nur inhaltlich konnten sie auf diese Weise die kulturwissenschaftliche und gesellschaftstheoretische Bedeutsamkeit der Psychoanalyse neben der Behandlungstechnik zusammenführen - auch ihre unterschiedlichen Charaktere ergänzten sich. Ihnen gelang gemeinsam die Rettung des Instituts - gegen Sparkurs und scharfem politischen Gegenwind. Er war mehr als „good enough“, seine Haltung zu der er Führungskräfte versuchte zu ermuntern.
Auch ein weiterer Spagat gelang ihm. Neben der Co-Leitung des SFI war er Professor für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie am Institut für Soziologie des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt.
Vielleicht ist es seiner Herkunft geschuldet, dass seine Forschungsthemen nie aus dem Elfenbeinturm stammten. Gesellschaftlich relevante Themen waren es, die ihn umtrieben: die Psychodynamik von Geld und Besitz, Überschuldungsdynamik und Schuldnerberatung, Mikropolitik in Organisationen, Gruppenkonflikte, Verstehen von AHDS, prekäre Arbeitsverhältnisse, Analyse des Attentats 9/11, Xenophobie, SARS-CoV-2-bedingter Impact auf die Psyche von Beschäftigten u.v.m. Herausragend seine Arbeiten zu Emotionen bei der Arbeit und sein Fokus auf den Neid („Neidisch sind immer nur die anderen: Über die Unfähigkeit, zufrieden zu sein“. Die DGSv unterstützte z.B. das Projekt zu den psychosozialen Kosten turbulenter Veränderungen, das er zusammen mit Günter Voß durchführte. Nie verließ er dabei seine tiefenhermeneutischen Forschungsperspektive, er dachte und forschte mutig jenseits des Mainstream.
Unsere gemeinsamen Doktorand:innenkolloquien, abwechselnd in Kassel und Frankfurt stattfindend, zeigten Rolf Haubl als wahren Förderer wissenschaftlichen Nachwuchses. Ruhig, ausgeglichen, zuhörend aber scharf argumentierend hatte er stets das Wachstum der Promovierenden im Sinn. Wissend in Bescheidenheit, so lässt er sich beschreiben.
Rolf Haubl war ein Ästhet und Künstler. Wie schön, dass seine Werke noch in einer Ausstellung präsentiert wurden. Seine Neigung zum Schönen wurde in all seinen Werken deutlich: Er schieb und sprach - auch als Germanist - so wunderschön. So profund, wertvoll und prägnant, dass es viele Zuhörende zunächst in der Nachfrage blockierte.
Er hat sich nie geschont. Unermüdlich war er im Einsatz. Wie sehr hätten wir ihm einen langen und erfüllten (Un)-ruhestand gewünscht. Die Inkarnation des protestantischen Arbeitsethos ließ dies nicht zu?
Jetzt müssen wir ohne Dich auskommen, lieber Rolf!
Prof. Dr. Heidi Möller, Universität Kassel, Institut für Psychologie, u.a. Wiss. Leitung des postgradualen Studiengangs Coaching, Organisationsberatung, Supervision (COS); UNIKIMS
In Erinnerung habe ich Rolf weniger als Chef, viel mehr als einen in ruhiger Weise mitdenkenden, trotz seines enormen Kontextwissens bescheidenen Partner mancher Projekte und Tagungen, der sich durch Argumente erreichen liess und gern auch in einer nicht-psychoanalytischen Weise «weiterdachte», das war für mich oft erhellend und bereichernd. Nach seinem Ausscheiden aus dem SFI hatten wir gemeinsam mit Luise Läzer eine weitere Tagung zur «Demokratiefähigkeit» – ein gemeinsames Anliegen – angedacht und geplant und diese bei ihm zu Hause konzipiert.
Sowohl wegen der Pandemie als auch durch die Einschränkungen seiner Erkrankung kam diese nicht mehr zustande. Viele seiner Gedanken und Impulse jedoch haben mich mitgeprägt und hinterlassen in mir Dankbarkeit.
Mariagrazia Bianchi Schaeffer
Meine Gedanken sind bei Dir, liebe Uschi und Euren Lieben. Ich bleibe Rolf in tiefer Dankbarkeit verbunden und werde ihn sehr vermissen.
Danke lieber Rolf - für wirklich alles!